Goldimplantation

 

Die Methode der Goldimplantation wurde Ende der 70er Jahre von DVM Terry E. Durks in den USA entwickelt und seither bei vielen tausend Hunden in den Vereinigten Staaten, Dänemark und der Schweiz durchgeführt. Seit mehreren Jahren wird diese Technik in modernisierter Form (umfassend konservative Orthopädie) auch an der Wiener Tierklinik Aspern und der Berliner Praxis P. Rosin mit durchschlagendem Erfolg praktiziert. Auch in der Kleintierpraxis Massen kommt die Golddrahtimplantation seit längerem zum Einsatz. Die Erfolgsquote liegt bei über 98 %. Bei den behandelten Hunden zeigt sich eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität. Die in der internationalen Literatur dargestellen Erfolge können somit voll bestätigt werden.

Basis für den Erfolg der Goldimplantation bildet eine umfassende Diagnostik. Diese zielt auf eine Erfassung aller relevanten Schmerzsituationen im gesamten Bewegungsapparat. Die Goldimplantation behandelt nicht ein einzelnes Gelenk, sondern den gesamten Bewegungsapparat.

 

Eine chronisch schmerzhafte Bewegung verändert zwangsläufig den gesamten Bewegungsablauf. Aus der primären Schmerzsituation (Hüftdysplasie = HD seit dem frühesten Welpen- oder Jugendalter) entsteht eine Schonhaltung, die im günstigsten Fall bei jedem Schritt die angrenzenden Gelenke (Kniegelenk Übergang Kreuzbein-Lendenwirbel) unter vermehrte Belastung setzt. Beim Beispiel der HD feht der notwendige Schub aus der Hinterhand (im physiologischen Fall ca. 70 %) und die Vorderextremität muss mehr leisen, als sie es von der Veranlagung her vermag – und das bei jedem Schritt. In der Folge überlasten die Vordergliedmaßen: zuerst Ellbogen, dann Schulter. Letztlich entsteht aus der Hüftarthrose eine schmerzhafte Erkrankung, die weite Teile des Bewegungsapparates erfasst. Dort setzt die Golddrahtimplantation ein, durch die nicht nur der Ausgangspunkt, sondern alle nachweisbaren chronischen (wenn auch sekundären) Gelenkprobleme im weitesten Sinne behandelt werden.

Wirkmechanismus

Der Wirkmechanismus der Goldimplantation dürfte u.a. über eine Normalisierung des Gewebe-pH-Wertes im Entzündungsgebiet führen. Es entsteht ein Säuremilieu (= pH), in welchem Schmerzempfinden auslösende und übertragende Stoffe, die im Verlauf der Entzündung entstehen, nicht mehr an der Nervenmembran angreifen können. Dadurch gibt der Hund seine oft jahrelang praktiziert Schonhaltung auf und das Bewegungsbild normalisiert sich.

Artikel zum Thema Goldimplantation von Stefanie Heide-Röller.

Veröffentlicht im Portal Hunderunden

Vorgehen am Beispiel Hüftdysplasie

Eingriff:

Nach einer sorgfältigen Diagnose mit Hilfe u.a. der Gangbildanalyse, Schmerz- und Triggerpunktpalpation (= manuelle Untersuchung auf Schmerzsituation) und Hüftröntgen werden dem Hund in Narkose um jede Hüftpfanne an mehreren Stellen zwischen drei und sieben Golddrahtimplantate eingesetzt. An das Zielgebiet (z. B. Gelenkkapsel) wird eine Hohlnadel herangeführt. Die Einstichstellen befinden sich an den Akupunkturpunkten (Gallenblase 29, 30 und 31) vor, über und hinter dem Hüftgelenk. Nach Prüfung der richtigen Lage wird mit einer speziellen Spritze Gold an die Akupunkturpunkte in die Tiefe des Gewebes bzw. an die Gelenke gelegt. Bei Bedarf und arthritischen Veränderungen werden über die gleichen Punkte der Oberschenkelhals bzw. die hüftbewegende Muskulatur bedient. Nach Beendigung der Narkose stehen die Hunde problemlos auf – so, als wäre nichts geschehen. Die Methode ist minimal-invasiv und bereitet dem Patienten keine Operationsschmerzen. Der Eingriff dauert je nach Schwere der Erkrankung normalerweise zwischen 45 Minuten und zwei Stunden. Die Golddrahtstücke wachsen ohne weitere Probleme im Gewebe ein und verbleiben ein Leben lang an der gewünschten Stelle; sie wandern nicht.

Nachbehandlung: 

Nach zwei Tagen bis zwei Wochen können die positiven Veränderungen beim Patienten beobachtet werden. Die Schmerzen nehmen deutlich ab oder verschwinden gänzlich.

 

Bewegungstraining:

In der Phase der ersten Schmerzlinderung bzw. –stillung nutzen wir die neuen Bewegungsmöglichkeiten, um das normale Gangmuster wieder zu erlernen. Der Hund wird i.d.R. 10 Tage nach OP an der kurzen Leine im schnellen kontrollierten Schritt bewegt (kein Trab, kein Galopp). Bei Trab oder Galopp wäre es dem Hund möglich, den „alten“ Schmerz durch Ausgleichsbewegungen zu vermeiden. Im Schritt hingegen muss das Gelenk „durchbewegt“ werden. Die Spaziergänge sollten zweimal täglich durchgeführt werden und so lange dauern, wie es die Kondition des Hundes zulässt.

Dadurch wird das Gangbild des Hundes weitgehend normalisiert und der Muskelaufbau gefördert. Die Umstrukturierung, der Muskeln kann oftmals schmerzhaft sein oder zu starken Missempfindungen führen, da sie nach z. T. jahrelanger Schonbewegung wieder oder teilweise erstmals eingesetzt werden. Vorübergehend kann es zu „Muskelkater“ in den betroffenen Regionen kommen. Diese Phase geht im Normalfall ohne medikamentöse Schmerzstillung vorüber, dauert aber manchmal bis zu 3 Wochen. Auch die Strukturen de Beckens und die hinteren Abschnitte der Wirbelsäule, die bisher aufgrund der Schonhaltung arg in Mitleidenschaft gezogen waren, werden nun normal belastet und es ist mit keinen weiteren knöchernen Zubildungen in diesem Gebiet mehr zu rechnen.

Bei welchen Patienten macht die Goldimplantation Sinn?

Es werden vorwiegend Hunde mittleren und hohen Alters behandelt, aber auch junge Hunde mit teilweise hochgradigen Veränderungen.

Bei welchen Patienten macht die Goldimplantation Sinn?Aus einem alten Hund mit jahrelangen Problemen wird durch die Therapie kein „junger Hüpfer“ mehr. Für die Restlebenszeit können wir die Lebensqualität des Hundes jedoch deutlich verbessern, so dass er wieder spazieren gehen will, Stufen steigen kann und am Leben der Bezugspersonen teilhaben kann. Teilweise wird bei vor der Implantation schlecht gelaunten bis aggressiven Tieren ein „Sinneswandel“ zu besserer Laune beobachtet.

Bei jüngeren Hunden zielen wir darauf ab, für das weitere Leben eine physiologische – also normale – Bewegung zu erreichen. Aufgrund der chemischen Eigenschaften des Goldes verbrauchen sich die Implantate nicht. Seit 1998 führen wir die Methode der Golddrahtimplantation auch bei jungen und sehr jungen Hunden (ab der 14. Lebenswoche) durch, wenn aufgrund der Frühdiagnose-Röntgenuntersuchung mit einer Hüftdysplasie gerechnet werden muss. Auch bei diesen Hunden lassen sich vielversprechende Erfolge erzielen. Da die Goldimplantate Schmerzen und Missempfindungen stillen, lindern oder verhindern können, kommt es zu keiner Schonhaltung (die sonst jahrelang unerkannt bleibt) und daher auch nicht zur Ausbildung von Sekundärveränderungen, die oft viel schwerer wiegen als die HD selbst. Somit wird es möglich, die HD zu minimieren, auch wenn die Anlage von Eltern und Großeltern vererbt wurde.